Für eine generationengerechtere Schweiz

Noch keine Akzeptanz für höheres Rentenalter?

Politik Pensionsalter

Wenn es um die Erhöhung des Rentenalters geht, interessiert auch die Position der Stimmberechtigten. Nachdem das Schweizer Stimmvolk eine Vorlage, welche – unter anderem – die Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 vorsah, 2017 verworfen hat, scheinen die Meinungen gemacht. Wie aber sieht es wirklich aus? Zwei Umfragen erlauben unterschiedliche Schlüsse.

Umfrage A: Altersgruppe 50–70-Jährige

Der Consulting-Dienstleister Deloitte hat im Oktober 2019 die Resultate einer Umfrage zu diesem Thema präsentiert. Im Folgenden werden einige zentrale Befunde daraus wiedergegeben, die vollständige Studie kann hier eingesehen werden.

Im Juni 2019 wurde dabei eine repräsentative Gruppe von 1'000 Personen befragt, die zwischen 50 und 70 Jahre alt sind. Diesen wurden verschiedene Fragen unterbreitet, die alle mehrheitlich negativ beantwortet wurden:

  • Würden Sie folgender Anpassung des offiziellen Rentenalters zustimmen?
    • Erhöhung auf 65 für Frauen
    • Erhöhung auf 66 für Männer
    • Erhöhung auf 66 für beide Geschlechter
    • Schrittweise Erhöhung auf 67
    • Anpassung an die Lebenserwartung

Ganz generell fällt die Zustimmung von Frauen zu diesen Fragen tiefer aus als bei den Männern; beide Geschlechter verwarfen aber alle Fragen einer Ausnahme: So befürworten doch 60% der Männer eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre. Dieses Einzelbeispiel macht schon deutlich, dass eigene Betroffenheit in dieser Frage eher zu einer ablehnenden Haltung führt.

Umfrage B: VOTO-Studie zur STAF-Abstimmung

Am 19. Mai 2019 hatte das Schweizer Stimmvolk üer das Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF) abgestimmt. Die Koppelung dieser zwei Themen in einer Abstimmungsfrage gab zu abstimmungspolitischen Diskussionen Anlass; im Resultat wurde damals die Vorlage angenommen und damit die Finanzierung der AHV auf ein paar weitere Jahre hinaus stabilisiert.

Im Auftrag des Bundes wird das Stimmverhalten zu den Abstimmungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes des Forschungszentrums FORS in Lausanne, des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA) und des LINK Instituts in Luzern untersucht (VOTO-Studien). Die VOTO-Studie zur Abstimmung vom 19. Mai 2019 enthält auch ein paar Hinweise auf die Haltungen gegenüber der Frage des Rentenalters und der Möglichkeiten zur Sicherung der Finanzierung des schweizerischen Altersvorsorgesystems.

Befragt wurden für diese Studie im Zeitraum von Mai/Juni 2019 etwas mehr als 1'500 Personen, verteilt über alle Altersgruppen ab 18 Jahren. Die Analyse des Abstimmungsverhaltens bei der STAF-Vorlage wird durch die Verknüpfung von zwei Themen erschwert, wobei die Zustimmung mit zunehmendem Alter tendenziell etwas zunimmt (VOTO-Studie, S. 16). Um die Haltung der Befragten zu den einzelnen Themen je gesondert analysieren zu können, wurde diesen noch ein Block mit zusätzlichen Fragen zu Pro- und Kontra-Argumenten vorgelegt. Bei der Auswertung wurde sodann unterschieden, ob der gesamten Abstimmungsvorlage zugestimmt oder ob diese abgelehnt wurde.

Pro-Argumente

Ganz grundsätzlich erhalten Argumente, die darauf hinweisen, dass etwas getan werden muss, um die AHV-Finanzierung zu sichern, hohe Zustimmung; auch bei jenen, die das Gesamtpaket abgelehnt haben. Deutlich tiefer fällt hingegen die Zustimmung zur Verknüpfung der AHF-Vorlage mit der Steuerthematik aus.

Quelle: VOTO-Studie, S. 23.

Kontra-Argumente

Unter den Kontra-Argumenten erhält die Einschätzung, dass zur nachhaltigen Lösung der demografischen Probleme der AHV eine strukturelle Reform notwendig ist, von beiden Gruppen Zustimmung. Eine Patt-Situation zeigt sich dagegen bei der Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre, wo beide Gruppen sich je etwa hälftig zustimmend bzw. ablehend äussern. Und die Frage des Ausgleichs zwischen Jungen und Alten schliesslich ergibt gar keine eindeutigen Hinweise auf die Einschätzung dieses Argumentes.

Quelle: VOTO-Studie, S. 25.

Fazit

Die beiden Analysen wurden zeitlich nahe beieinander durchgeführt, berücksichtigten aber unterschiedliche Bevölkerungssegmenet und sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Anlage und der komplexen Verknüpfung von zwei Sachthemen bei der VOTO-Analyse nur bedingt vergleichbar. Dennoch können die folgenden Ergebnisse vermerkt werden:

  • Grundsätzlich erachtet deutlich mehr als die Hälfte der befragten Personen eine strukturelle Reform bei der Altersvorsorge als notwendig.
  • Welche Modelle dabei die Vorstellungen der einzelnen Personen (Belastung der Jungen, Rentenaltererhöhung für Frauen oder für alle) am besten erfüllen, ist hingegen schwierig einzuschätzen.
  • Daraus kann geschlossen werden, dass eine nächste Vorlage zur Reform der Altersvorsorge inhaltlich überzeugend und ohne komplexe thematische Verknüpfungen aufgelegt werden sollte.

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